Natur pur: Mein Urlaub in Lappland

23. November 2015 um 10:47 Uhr

Autor Ralf MüllerNicht mal zwei Menschen kommen im Norden Finnlands auf einen Quadratkilometer. Vor meiner Miet-Hytta stimmt dies Angabe ganz genau. Denn hier bin nur ich und ein ungefähr 500 Meter entfernter Angler, der zwischen zwei Eilanden des Inarijärvi-Sees schippert und vermutlich auf eine gute Ausbeute hofft!

Entschleunigen am Seeufer: Lesen, baden, paddeln

Ich angle nicht. Das ist ungewöhnlich für jemanden, der hier Urlaub macht, sagt mein Vermieter. Ungewöhnlich aber wahr. Ich wüsste ehrlich gesagt gar nicht was ich mit dem armen Fisch anfangen und wie ich ihn küchenfertig zubereiten sollte. Fisch gibt es nur fünfzehn Kilometer entfernt im Supermarkt von Inari und so brauche ich mir keine Sorgen um meine Verpflegung zu machen.

Die Füße auf dem Verandatisch, blicke ich versonnen von meiner See- und Wanderkarte auf und kann dem Lockruf des Inarijärvi nicht länger widerstehen. Das Kajak noch schnell vom Autodach runtergeschraubt und schon gleitet es durch das blaue Seewasser. Ich starte zu einer ersten Erkundungstour und behalte GPS-Gerät und Kompass stets fest im Blick. Das sechstgrößte Gewässer Europas verfügt über 3000 Inseln und gleicht deshalb einem gigantischen Labyrinth. Auf einem dieser Eilande mache ich eine Badepause und fühle mich unendlich frei!

Der Urho-Kekkonen-Nationalpark – Wanderungen am Rande Europas

LapplandWer im nördlichsten Schutzgebiet Finnlands Touren unternimmt, muss mit topografischen Karten umgehen können und eine gute Kondition haben. Vor dem Nationalpark-Infozentrum stehend, lese ich diesen Warnhinweis und bin froh, dass ich mich einer geführten Wanderung angeschlossen habe. Obwohl ich gerne in die Berge gehe und auch in Sachen Geografie nicht gerade ein Greenhorn bin, scheint es klug sich einem Profi anzuschließen.

So bleibt mir Zeit mich ausschließlich aufs Bestaunen zu fokussieren. Die Verantwortung trägt unser sonnengegerbter Guide. Für drei Tage wandern wir durch endlose Wälder und erklimmen immer wieder karge Höhen. Moore und Seen wechseln sich ab und als am Horizont der 718 Meter hohe Sokosti auftaucht, steigt das Terrain steil an. Weil die Sonne auch um Mitternacht scheint, inhaliere ich ein Gipfelpanorama von romantischer Anmut und sehe nur wenige Meter entfernt einen Elch über die Lichtung huschen.

Trotz der Abgeschiedenheit: Inari ist reich an Kultur!

Obwohl ich am liebsten vor meiner Hytta sitze oder das Farbenspiel Lapplands bei kleinen Kajakausflügen in mich aufsauge, interessiert mich die Geschichte der Samen. Das Naturvolk des Nordens hat mit dem Siida-Museum eine Ausstellungfläche eingerichtet, die von alten Traditionen und ihrem einstigen Nomadendasein berichtet. Im Haupthaus zeigt die Sammlung archäologische Funde aus den letzten 10.000 Jahren. Sprache, Musik und Familienbande der Samen werden beleuchtet und ich bin total begeistert als ich lese, dass exakt an meinem Besuchstag ein Konzert mit althergebrachten Instrumenten stattfinden soll. Der Joik, eine Mischung aus Jodellauten und indianischem Gesang, wabert wehmütig und gleichzeitig von der Freiheit Skandinaviens erzählend durch die Lüfte.

Reiseratgeber
Anderntags wandere ich 4,5 Kilometer durch die ufernahe Wildnis zur sogenannten Einödkirche von Pielpajärvi. Kein Haus, keine Straße gehört zum Erscheinungsbild dieses im Jahre 1647 errichteten, hölzernen Gotteshauses. Die Hände in die Hüften gestemmt, stehe ich schlussendlich vorm ältesten Gebäude Nordlapplands und bin verzückt!

Die Faszination des vermeintlich Unspektakulären

Lappland präsentiert sich flach, seenreich und manchmal kann ich den Wald vor lauter Bäumen nicht erkennen. Nichts als unberührte Weite dominiert diese auf den ersten Blick so eintönige Landschaft. Und genau darin liegt ihr Zauber: Diese naturschöne Region hat keinen Zierrat nötig!

Titelbild: © istock.com – lucamanieri
Textbild: © istock.com – Deudi

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