Abenteuer Kairo: Zwischen Faszination und Nervenzusammenbruch
Die größte Metropole Afrikas ist laut, verdreckt und völlig übervölkert. Schon auf der Taxifahrt zum Hotel bin ich geplättet von den vielen Menschen und dem pausenlosen Gehupe – doch neben diesem Licht- und Lärmgetöse entdecke ich auch Kairos weiche und filigrane Seite.
Schöner Wohnen: Ein Besuch in der Totenstadt
Kairo hat viele Probleme. Die Stadt platzt aus allen Nähten und ist die Heimat von geschätzten 25 Millionen Menschen. Ich erlebe, dass Kinder in den Müllvierteln Brauchbares zwischen den stinkenden Hügeln hervorziehen und sich damit einige Pfund dazuverdienen. Ebenfalls müssen in meinem Reisebericht die Nekropolen erwähnt werden. Sie sind die bizarrsten Wohnviertel, die ich je gesehen habe. Von den Muqattam-Bergen blicke ich hinunter in diese „Stadt der Toten„, die mit 300.000 Einwohnern mehr als lebendig wirkt. In Mausoleen und Grabkammern haben es sich Menschen wohnlich eingerichtet. Trotz katastrophaler hygienischer Verhältnisse entdecke ich bei einem Rundgang malerische Ecken. Der Grabkomplex des Emirs Qurqumas sticht sofort ins Auge. Die Sultane in Ägypten ließen sich dereinst weit außerhalb der Häuserzeilen beisetzen; heute liegt das Grab des Sufi-Scheichs ar-Rifai mitten in der arabischen Boomtown.
Ägypten erleben: Die Sehenswürdigkeiten Kairos
Seit einer halben Stunde stehe ich vorm Hotel und kugle mir beinahe den Arm aus. Ein Taxi um das andere rauscht vorbei, doch keines scheint noch ein Plätzchen freizuhaben. Völlig entnervt nehme ich den Bus und könnte mich nur wenig später ob dieser Entscheidung ohrfeigen. Es gibt keine Buspläne, die Fahrzeuge halten wo sie wollen und wer kein Arabisch spricht ist ohnehin aufgeschmissen. Irgendwie und auf mehreren Umwegen erreiche ich dann doch den Tahrir-Platz. Ich spaziere auf das Nordende zu und bemerke eine gespenstischer Ruhe. Keine Demonstranten, kein Militär sind auf dem Tahrir präsent und ich kann unbehelligt zum meinem Ziel gelangen: Das Ägyptischen Nationalmuseum – der Hauptgrund für meine Reise an den Nil. Es ist noch früh und so sind die Menschenmengen überschaubar. In jeden Reisebericht über Kairo gehört die goldene Totenmaske des Tutanchamun. Ich stehe gefesselt vor diesem uralten Kunstwerke und es ist mir egal, dass ich der nachfolgenden Reisegruppe aus Skandinavien im Wege bin.
Vor den Toren der Millionenstadt – Gizeh
Ägyptens Kapitale ist der einzige Ort der Welt, an dem noch heute eines der Sieben Weltwunder steht: Die Cheops-Pyramide. Wie überall in der Hauptstadt ist man auch auf den Weiten von Gizeh niemals alleine. Die Besucher schubsen sich gegenseitig über die Ausgrabungsstätten und verdichten sich vor der Sphinx zu einer undefinierbaren, menschlichen Masse. Ich bin genervt und zugleich ziehen mir die gewaltigen Bauwerke den Boden unter den Füßen weg. Atemberaubend ist das Wort, dass beide emotionalen Zustände wohl am ehesten beschreibt. Dereinst war die größte Pyramide der Welt 147 Meter hoch. Kaum vorstellbar, welche körperlichen Anstrengungen die Arbeiter für ihren Pharao in Kauf nahmen. An der Südseite der Cheops steuere ich auf das Bootsmuseum zu. Archäologen haben dereinst zerlegte Schiffe in einigen Vertiefungen gefunden, diese zusammengebaut und restauriert. Sinn und Zweck dieser Grabbeigaben erschließt sich mir nicht, doch waren sie gewiss für die Reise in Jenseits gedacht.
Ein Synonym für Überforderung: Kairo
Die Impressionen, die ich in der Millionenmetropole sammeln darf sind zu wahr, um schön zu sein. Antike Pyramiden, islamische Prunkbauten und modernes Verkehrschaos prallen aufeinander und kreieren eine rastlose und doch idyllische Stadt. Auf keiner Reise habe ich die Zerrissenheit eines Landes mehr gespürt.
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