Mein Trip nach Montreal: Europäischer Charme in Nordamerika

19. Januar 2014 um 16:06 Uhr

kanada montrealAutorin Elisa

Schon im Jahre 1642 gründeten die Franzosen die zweitgrößte frankophone Metropole der Erde: Montreal. Bei meiner Reise nach Kanada blicke ich tief in die europäische Auswanderergeschichte und erlebe gleichzeitig eine typisch nordamerikanische City mit Shopping-Malls und Fastfood-Ketten.

Der „königliche Berg“ – Montreals Naherholungsmekka

Mitten in der Stadt lädt der Mont Royal zum Wandern, Baden und Entdecken ein. Die 233 Meter hohe Erhebung schenkt mir an einem besonders klaren Sommertag die Möglichkeit, das Funkeln des Sankt-Lorenz-Stroms auf Celluloid zu bannen. Über die Baumwipfel hinweg scheinen auch die Wolkenkratzer der Downtown zum Greifen nahe. Ich füttere meine Digitalkamera mit unzähligen Bildern und wandere den Pfad wieder hinunter.

Plötzlich schimmert die Reflexion einer Wasseroberfläche durch die Wälder – habe ich mich getäuscht oder ist hier tatsächlich ein See? Ich gehe dem Lichtspiel nach und komme zum Lac aux Castors. Der sogenannte „Bibersee“ sieht aus wie ein vierblättriges Kleeblatt und ist bei diesen milden Temperaturen nicht gerade einsam. Egal, ich brauche jetzt eine Abkühlung und schließe mich den abendlichen Badegästen gerne an. Eine Gruppe Jugendlicher veranstaltet eine Grillfeier und Kinder hüpfen im seichten Wasser herum; nur von einem Biber ist weit und breit nichts zu sehen.

Frankreich in Miniatur – unterwegs in der Altstadt

Unmittelbar am Hafen breitet sich Vieux-Montreal aus. Ich mache vor dem Sightseeing eine Bootstour und schippere gemächlich über den Sankt-Lorenz-Strom. Von Deck sieht es aus, als wäre das historische Viertel irgendwann in der Waschmaschine eingelaufen. Klein und verspielt wirken die Häuser, die im Größenvergleich mit der dahinterliegenden Skyline natürlich nur verlieren können.

Optisch allerdings überflügeln sie die Hochhäuser um Welten. Der Ausflugsdampfer legt am alten Kai an und ich spaziere aufs gerade Wohl drauflos. Als eine der wenigen nordamerikanischen Städte besaß Montreal dereinst eine mächtige Stadtmauer. Die Überreste liegen mir nun zu Füßen und führen mich geradewegs auf den Place d’Armes. Die Basilika Notre Dame und das Vieux Séminaire de Saint-Sulpice gehören zu den Highlights der Stadt.

Das Seminar ist sogar das älteste Steinbauwerk der gesamten Region. Über die kopfsteingepflasterten Straßen rattern schwarze Pferdekutschen und erwecken in mir heimische Gefühle: Die City ist europäischer als so manche Metropole des Grünen Kontinents.

Olympia und die Ville intérieure – Kanada erleben

1976 trug man die Olympischen Sommerspiele aus. Das Stadion war bis zur Eröffnungsfeier nicht fertig geworden und so interessiert es mich sehr, wie das gewaltige Rund dieser Tage aussieht. Mittels einer Gondelfahrt geht es auf 166 Meter Höhe. Der geneigte Stadionturm begrüßt Besucher mit einer Aussichtsplattform und mir fällt ein, dass ich eigentlich Höhenangst habe.

Das Bauwerk ragt mit einem abgeflachten Neigungswinkel gen Himmel; blicke ich also von der Plattform aus nach unten, habe ich das Gefühl in der Luft zu schweben. Ich kann die Mauern nicht mehr erkennen! Fasziniert und schockiert zugleich, sehne ich mich nach festem Boden unter den Füßen und begebe mich lieber gleich in den Untergrund. Die unterirdische Ville intèrieure ist ein riesiges Shoppingparadies. Bei künstlichem Licht darf man dort hemmungslos dem Konsumwahn verfallen und muss sich zwischen französischen Edel-Restaurants und chinesischen Sushi-Bars entscheiden.

Zwischen Ahornsirup und St.-Josephs-Oratorium

Kanadas zweitgrößte City vereint die Kontinente diesseits und jenseits des Atlantiks. Alte Kuppeldächer und blinkende Einkaufspassagen begegnen mir auf Schritt und Tritt. Doch kommt mir Montreal keinesfalls zerrissen vor. Asiatische Auswanderer, französischsprechende Nordamerikaner und europäische Touristen fühlen sich hier allesamt wie zu Hause.

Bildquelle: © PHOTOPOLITAIN – Fotolia.com

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