Mein Sommer in Schweden
Wie Millionen anderer habe ich in meiner Kindheit Michel, Pippi und die Kinder von Bullerbü heiß und innig geliebt. Astrid Lindgren begründete wohl damit meine starke Affinität zu Schweden, zu falunroten Häuschen und endlosen Schären und so ist es nur konsequent, dass ich mich aufmache, dass Land der „Drei Kronen“ selbst zu erkunden.
Göteborg und ein Kanal
Inhaltsverzeichnis
Der Startpunkt meines sommerlichen Aufenthaltes in Schweden ist Göteborg. Weil mir stur ausgearbeitete Reisepläne zuwider sind und ich es bevorzuge mich im Urlaub von spontanen Eingebungen leiten zu lassen, stehen mir nach der Landung auf dem Göteborger Airport alle Türen offen. Die zweitgrößte Stadt des Landes liegt am Kattegat und versprüht ein beinahe mediterranes Flair.
Ich sitze in einem sonnigen Straßencafé auf dem belebten Järntorget und kann kaum glauben, im vermeintlich rauen Norden Europas zu sein. Unten am Hafen Lilla Bommen schaukeln hunderte Boote auf dem Wasser, die Sonne steht hoch über dem bereits innerhalb der Stadt beginnenden Schärengarten und Straßenmusiker sorgen für ein leger-idyllisches Ambiente. Vorne am Kai endet der legendäre Göta-Kanal und ich entscheide mich just da ich die betagte „Juno“ einlaufen sehe, einige Tage dieser romantischen Wasserstraße zu folgen.
Video: Traumstädte: Stockholm – Die Entspannte
190 Kilometer bis zum Vänern-See
Ich habe Glück. Auf der „Juno“ ist tatsächlich eine Kabine für mich frei. Mit einem nicht nur vom Koffertragen geröteten Gesicht lehne ich nach dem Einchecken an der Reling des alten Schiffes und sehen der Crew begeistert beim Ausparken zu. In 20 weiteren Häfen und an 58 Schleusen habe ich Gelegenheit, diesem Spektakel, dass nach wie vor ausschließlich mit Muskelkraft gewährleistet werden kann, zuzusehen. Gemächlich und völlig unbeeindruckt von der Schnelllebigkeit der modernen Zeit gleitet die „Juno“, die seit 1874 treu ihren Dienst tut durch Göteborg gen Hinterland.
Vorstädte werden zu kleinen Dörfern, bis sich das Panorama schließlich aus Rapsfeldern und dichten Wäldern zusammensetzt. Weil der Göta-Kanal nur für maximal sieben Meter breite Schiffe konzipiert ist, zieht er sich als blaues, schmales Band durch die Landschaften. Für den abseits stehenden Beobachter muss die Szenerie des langsam dahinkriechenden Bootes überaus bizarr erscheinen. Kann er doch den Kanal nicht sehen, wohl aber, dass sich inmitten der südschwedischen Weiten die „Juno“ ihren Weg durch Äcker bahnt.
Auf Entspannung folgt Quirligkeit: Stockholms Liebreiz
Das von mir gemietete Schären-Ferienhäuschen hat Straßenbahnanschluss. Ich bin völlig geplättet als mir die Vermieterin dieser schönen Holzhütte den Fahrplan überreicht. Nur einen Katzensprung vom Stockholmer Rathaus entfernt, dennoch mitten in der Natur und natürlich falunrot gestrichen – ich blicke auf meinen wahrgewordenen schwedischen Ferientraum und gehe erst mal eine Runde schwimmen. Ist das herrlich hier!
Obwohl ich am liebsten gar nicht mehr weg möchte, drängt es mich einen Bummel durch die Altstadt, die sogenannte Gamla stan zu unternehmen. Stockholms berühmtes Rathaus, die Deutsche Kirche und das Stadtschloss fungieren zu späterer Stunde als imposanter Schärenschnitt im Sonnenuntergang und unten am alten Hafen erwacht soeben das Nachtleben. Den Kopf voller Impressionen, ziehe ich es vor wieder mein märchenhaftes Feriendomizil aufzusuchen und vom Besuch in Schloss Drottningholm und der Besichtigung des Wasa-Museums zu träumen.
Von wegen nordisch-kühl: Schwedens Sommer sind voller Wärme!
Auch wenn ich nicht bis zum Polarkreis reise, bekomme ich die Faszination der Mittsommernächte zu spüren. Nur für wenige Stunden ist es dann in Stockholm und Umgebung komplett dunkel und das helle Licht flirrt weißlich schimmernd über der tiefblauen Ostsee.
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Bildquelle: ©iStock.com/ scanrail, ©iStock.com/JFK63
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