Urlaub in den ersten Jahresmonaten: 4 Alternativen zu Schneegestöber und Tropenhitze

27. Dezember 2019 um 13:12 Uhr

Autor Ralf MüllerWenn die Weihnachtsfeiertage und Silvester erst einmal vorbei sind, teilt sich die Urlaubsnation Deutschland nach meiner Erfahrung in zwei Gruppen auf: Die einen greifen sich nun Skier, Snowboard und Co. und machen sich so schnell es geht in die Alpen und andere schneesichere Gebirgszüge auf, um die Pisten herab zu sausen. Die anderen können mit der winterlichen Stimmung hingegen so gar nichts anfangen. Sie zieht es in sonnensichere und deshalb naturgemäß meist weit entfernte Strandgefilde jenseits des europäischen Kontinents. Tatsächlich habe ich aber auch eine kleine dritte Gruppe ausgemacht: Menschen, die mit beiden Urlaubsformen nicht viel anfangen können, aber dem winterlich-trüben Deutschland trotzdem gerne entfliehen möchten. Müssen die zuhause bleiben? Mitnichten. Denn es gibt einige, auch noch vergleichsweise nahe Reiseziele, die weit vom Wintersport- und Sonnenspektakel entfernt sind. Im folgenden Artikel zeige ich sie.

Venedig, Italien

Wenn ich diversen Reiseveranstaltern glauben kann, gibt es in der weltberühmten Lagunenstadt keine Nebensaison, da drücken sich immer regelrechte Touristenmassen über Markusplatz und Co. Stimmt auch – aber nur fast.

Denn tatsächlich gibt es einen einzigen Monat, in dem Venedig fast mit seinen altern Gemäuern und den Einheimischen allein ist, der Januar.

Eine Schönwettergarantie gibt es dann, wie bei allen noch folgenden Zielen meines Artikels, natürlich nicht. Dafür aber kann man sicher sein, in diesem Monat ein Venedig zu sehen, das vollkommen anders wirkt als das, was die Millionen von Touristen alljährlich in den anderen Monaten zu sehen bekommen:

Viel ruhiger, klarer, intensiver und von einer verwitternden Schönheit, die mit dem tiefstehenden Licht der Wintersonne für atemberaubende Momente sorgt.

Auf einige Touristenattraktionen muss man zwar verzichten, weil die Betreiber diesen einzigen ruhigen Monat oftmals für Wartung und Pflege nutzen.

Wer jedoch darüber hinwegsehen kann und sich im Vorfeld informiert, findet eine wahre Urlaubsperle, die sich meiner Ansicht nach besonders für verliebtes Schlendern, sorglose Stunden in Cafés und gemütliche Abende eignet.

Tipp: Wer sich einen Eindruck vom Januar-Venezia machen möchte, kann dazu vorab eine spannende Dokumentation anschauen, die vom Magazin GEO erstellt wurde.

Video: Hinter den Kulissen von Venedig (360° – GEO Reportage)

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De Panne, Belgien

Das Städtchen De Panne liegt an der belgischen Nordseeküste und ist der westlichste Punkt der Provinz Westflandern. Wie der gesamte Küstenstreifen dieser Provinz zwischen französischer und niederländischer Grenze ist auch dieser Ort für meinen Geschmack sehr touristisch erschlossen.

Allerdings handelt es sich bei der gesamten Region um ein ausgesprochenes Sommerreiseziel, das in den schönen Monaten vor allem die urbanen Bewohner Belgiens und Frankreichs lockt.

In den ersten (und letzten) Jahresmonaten stehen hingegen die Türme der Hotels und Ferienwohnungen nahezu leer. Nein, das wirkt nur einsam. Denn Belgiens Küste hat nach wie vor genügend Einheimische, die dafür sorgen, dass das Gebiet im Winter nicht zu einer großen Geisterstadt wird – ungleich zu vielen anderen Sommerreisezielen, die ich kenne.

Was man dann in De Panne, dessen Ortsrand nur einen knappen Kilometer von Frankreich entfernt ist, findet, ist eine geradezu malerische Landschaft: Vorn die raue, aber nicht minder schöne See mit dem breiten Strand, den im Winterschlaf liegenden Promenaden.

Etwas zurückgesetzt die malerische Dünenlandschaft von De Westhoek, die ich bislang nur in diesen Monaten allein genießen konnte. Und gleich dahinter, jenseits der Strandautobahn und den flandrischen Kanälen, die endlosen Felder, über die sich nur kleckerweise die einzelnen Gehöfte bis nach Ypern und darüber hinaus erstrecken.

Ein zusammengerolltes Regencape in der Hosentasche ist hier natürlich Pflicht. Dann aber bekommt man einen Urlaub, in dem man richtig die Seele baumeln lassen kann – und ein wunderbar pures Flandern erlebt, das viele Sommertouristen, obwohl sie vielleicht jedes Wochenende rausfahren, so nie kennenlernen.

Blåvand, Dänemark

Selbst wenn man sich an einem sehr klaren Tag an den Strand des westdänischen Örtchens Blåvand stellt und durch ein Fernglas gen Westen blickt, wird man außer Frachtschiffen nicht viel sehen: das nächste Land ist die Küste der nordenglischen Grafschaft Northumberland – und die ist gute 600 Kilometer entfernt.

Und auch wenn man in die anderen Himmelsrichtungen schaut, wird man vor allem eine wunderbar ruhige, sattgrüne Landschaft sehen, durch die der Wind zieht und das Dünengras wie die Wellen auf dem Wasser bewegt.

Das ist das westliche Jütland. Ein winterlicher Urlaub im Ferienhaus in Dänemark bringt ähnlich pittoreske Bilder hervor wie in meinem zuvor genannten Punkt.

Allerdings mit dem großen Unterschied, dass der kleine Ort mit den vielen Ferienhäusern und dem unendlich weiten Himmel absichtlich auch winterliche Touristen anspricht.

Wer in der örtlichen Ferienhauskolonie ein sogenanntes Aktivitätshaus mietet, kann sich nach Spaziergängen und dem Genießen der dänischen Ruhe in Whirlpool und Co. zurückziehen, kann Darts oder Billard mit den Lieben spielen – oder auch einfach im Sessel die Seele weiter baumeln lassen.

Auch hier ist das Regencape Pflicht. Dazu bringe ich immer ein Fernglas mit, denn die malerische Weite lässt sich oftmals nur durch die verstärkte Optik so richtig erfassen.

Reiseratgeber

Malta

Die drei maltesischen Inseln Malta, Gozo und Comino sind eines der beliebtesten Mittelmeer-Reiseziele sowohl von mir wie vieler Europäer. Aber die allermeisten sehen die Eilande vornehmlich als Strandreiseziel an – und als Zwischenstation für Kreuzfahrtschiffe.

Natürlich, Strandwetter herrscht auf Malta und Co. Anfang des Jahres nicht. Zudem regnet es im Januar und Februar auch sehr viel. Aber es ist dann trotzdem so mild, wie ich es in Deutschland erst ab April kenne – ohne jegliche Hitzegefahr.

Und abermals sind es diese Monate, die vor allem all jene bevorteilen, die sich die Zeit nehmen wollen, das echte Malta und seine Einwohner kennenzulernen. Nicht nur die konzentrierte Dosis, welche die sonstigen Touristen erleben.

Wer sich jetzt hierhin begibt, ist entweder ein Einheimischer oder jemand, der eintauchen will. Und letzteren stehen alle Sehenswürdigkeiten offen, oft genug auch ihnen ganz allein. Zudem sorgte das Winterwetter häufig dafür, dass ich an der Küste mehr als spektakuläre Wellen erleben durfte, für die man sonst um den halben Globus fliegen müsste.

Ein weiterer Vorteil: Die ganz dicke Outdoorbekleidung kann man getrost zuhause lassen. Tiefer als zehn Grad sinken die Temperaturen hier nur in seltenen Ausnahmen.

Must-Sees für Städtefans

Traditionell ist der Winter auch eine beliebte Zeit für Städtereisen. Wer die klassischen Schnee-Highlights wie etwa Zürich meiden will, sollte folgende Metropolen anpeilen:

  • Barcelona
  • Paris
  • Kopenhagen
  • Stockholm
  • Prag
  • Verona
  • Lissabon
  • Le Havre
  • Hamburg
  • Budapest

Übrigens gelten diese Tipps auch für Shopping-Fans: In all den Städten konnte ich nach dem Ende des Weihnachts-Trubels schon einige schöne Schnäppchen abgreifen, weil der Januar traditionell für Händler eine ruhige Zeit ist.

Titelbild: © iStock – bluejayphoto

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