Philadelphia: Ein Wochenende in der „Stadt der brüderlichen Liebe“
Die fünftgrößte Metropole der Vereinigten Staaten ist gleichzeitig die historisch bedeutsamste: Philadelphia. Für zwei Tage unternehme ich einen Kurztripp durch die Geschichte der USA und lerne Benjamin Franklin quasi persönlich kennen.
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Eine Glocke ohne Klang
Die US-Amerikaner hatten salopp gesagt keine Lust mehr dazu, sich von den Engländern befehligen zu lassen. Um diesen Standpunkt deutlich zu machen, formulierte Thomas Jefferson die Unabhängigkeitserklärung. Ich stehe nun in der Independence Hall in der der dritte Präsident der USA am 4. Juli 1776 das Schriftstück verlas. Man merkt den Amerikanern ihren Stolz diesem geschichtsträchtigen Ort gegenüber an. „Ihr in Europa seid das ja gewöhnt, aber für uns ist ein 200 Jahre altes Bauwerk schon etwas Besonderes!“ Das mag wohl richtig sein, aber selbst als Besucher aus „Good, old Germany“ fühle ich die ganz spezielle Aura dieses Hauses.
Gleich gegenüber steht der Liberty-Bell-Pavillon. Ob die Freiheitsglocke tatsächlich während der Verkündung der Unabhängigkeit geläutet hat, ist ungewiss. Ihren berühmten Riss jedenfalls hat sie sich an George Washingtons Geburtstag zugezogen. Angeblich. Alle Umstehenden, so auch mich juckt es, den Klöppel zu bedienen und zu überprüfen, ob sie tatsächlich kaputt ist. Doch die vielen Überwachungskameras halten anscheinend davon ab, sich in den Geschichtsbüchern zu verewigen.
Der meistgesehene amerikanische Film und ein ungewöhnliches Museum
Bevor ich mich aus dem Independence National Historical Park entferne, mache ich noch Halt im Besucherzentrum. Dort wird ein Film gezeigt, den wahrscheinlich jeder US-Bürger schon einmal gesehen hat: „Independence“. Zuerst glaube ich, ich spinne, als Benjamin Franklin am Bildschirmrand auftaucht und mich durch das Programm führt. Die Historie einer Supermacht wird in 30 Minuten gepackt und an vielen Stellen ein bisschen zu glorreich untermalt – aber egal, Show gehört bei Oncle Sam schließlich immer dazu. Anschließend gehe ich ins Mütter Museum.
Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Medizingeschichte und zeigt 20.000 Exponate. Ein wenig gruselig wird mir schon, als ich die pathologisch-anatomischen Präparate durchwandere und beispielsweise vor dem Seziertisch der siamesischen Zwillinge Chang und Eng Bunker stehe. Die beiden Männer teilten sich zeitlebens einen Körper und wurden nach ihrem Tod von Wissenschaftlern untersucht.
Durch die Straßen Philadelphias
Ich spaziere gen Downtown und leide urplötzlich unter einem Ohrwurm. Bruce Springsteen hatte für den Kino-Erfolg „Philadelphia“ die passende Melodie geschrieben und diese begleitet mich fortan durch den Wochenendtripp. Vor dem ehemaligen Wohnhaus Edgar Allan Poes mäandert sie ebenso durch meine Gehirnwindungen wie in der City Hall. Nur am Grab Franklins macht sie eine Pause. Die brauche ich jetzt auch. Ich begebe mich ins „Pat’s King of Steaks“ und bestelle ein Cheesesteak.
Das kulinarische Aushängeschild der City schmeckt nach dem ganzen Besichtigungsmarathon besonders gut und ich ordere noch einen zweiten. Das mit Käse überbackene Steakfleisch in einem Baguette gehört zu den Grundnahrungsmitteln der „Stadt der brüderlichen Liebe“. Dieser Beiname rührt übrigens nicht von der Unabhängigkeitsbewegung her. Im Griechischen bedeutet philia schlicht „Liebe“ und adelphos „Bruder“. Und so sorgten die Gründerväter schon 1681 dafür, dass das alte „Philly“ der Ort werden musste, an dem sich die Nation zusammenfand.
Eine Reise in die USA mit kulturellem Sightseeing-Programm
In allen anderen Metropolen ist man mehr mit Shopping oder dem Besuchen glitzernder Themenparks und Shows beschäftigt. In Philadelphia darf ich eine gänzlich andere Seite der Vereinigten Staaten kennenlernen und bekomme einen Hauch vom vielpropagierten „United we stand“-Gefühl der Amerikaner ab.
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Bildquelle: Copyright Andrew J. Simcox – shutterstock.com
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