Santa Teresa, Costa Rica – Paradies mit Schattenseiten

24. September 2014 um 16:22 Uhr

Costa Rica Blick aufs MeerNora Born Schwer beladen mit je einem übergrossen Rucksack und einem Surfboard, um dessen Aufpreis wir uns bei jeder Busfahrt mit dem Personal streiten, erreichen wir Santa Teresa bei bereits eingebrochener Dunkelheit. Die Ankunft bei Nacht an einem neuen Ort ist immer ein wenig merkwürdig, übermüdet, vom schlechten, oft unterbrochenen Halbschlaf im unbequemen Bus, fehlendes Tageslicht, um zu begutachten, wo man eigentlich gelandet ist und eine mehr oder weniger überstürzte Schlafplatzsuche, um nicht auf der Strasse zu stehen, wenn die ansässigen Bewohner zu Bett gehen. Und nicht zu vergessen der nächste Morgen, an dem alles so anders aussieht und man erst einmal auf Erkundungstour gehen muss, da der Ort meist rein gar nichts mit dem am Vorabend aufgeschnappten ersten Eindruck zu tun hat.

Santa Teresa, Costa Rica – Paradies mit Schattenseiten

Santa Teresa, ein an einer breiten Hauptstrasse langezogenes Dorf an der Pazifikküste Costa Ricas, ohne wirkliches Zentrum, existiert und lebt hauptsächlich für seinen Strand. In den letzten Jahren hat sich hier ein stätiger Surfertourismus angesiedelt, um den sich sogut wie alles dreht.

Surfshops, Hostels mit Surfbrettverleih, Restaurantes und kleine Bars dominieren das Geschäft, gehören dabei hauptsächlich Ausländern, viele US-Amerikaner und Europär haben sich hier niedergelassen um vom Tourismus zu profitieren, so ist ein Grossteil der ansässigen Bevölkerung arm wie zuvor und es entwickelt sich immer mehr eine etwas angespannte Stimmung, die einem Kurzzeitbesucher meist nicht aufzufallen scheint.

Wir schlugen unser Zelt in einem zentral gelegenen Hostel auf und innerhalb der nächsten paar Tage stiessen ein paar Freunde hinzu, sodass wir eine relativ grosse Gruppe aus Reisegefährten darstellten, die sich hier ab dem ersten Tag sehr heimlich fühlten.

Durch die Sonne geweckt beginnt der Tag früh, die ersten Morgenstunden werden meist am Strand oder in den Wellen verbracht, danach wird in der Mittagshitze dahinvegetiert, bis es am Nachmittag etwas abkühlt, um sich erneut zum Strand zu bewegen und abends fliesst viel Alkohol, der Bewegung in die etwas kühlere Nacht bringt, die tagsüber durch die Temperaturen kaum möglich ist.

Reiseratgeber

Das Leben in Santa Teresa

Vielmehr hat der Alltag in Santa Teresa meist nicht zu bieten, doch wessen Herz fürs Surfen schlägt fühlt sich hier sicher wohl, denn der sehr ansehliche Strand “Playa Carmen” weisst grosse Wellen auf, die sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene Surfer ein Paradies darstellen.

Unangenehme Ereignisse

Da wir unsere Liebe zum Surfsport entdeckt hatten und sich hier dank dem Tourismus leicht Geld verdienen lässt, spielen wir mit dem Gedanken uns für eine Weile in Santa Teresa niederzulassen, bis einige unschöne Geschehnisse uns von dieser Idee abbringen.

An einem der ersten paar Tagen nach unserer Ankunft sitzen wir spät abends in einer gemütlichen Runde zusammen, als ein junger Kanadier, seinen Urlaub an diesem Tag beginnend, vollkommen panisch mit blutverschmiertem Shirt in den Garten den Hostels gerannt kommt. Er war auf etwaige Drinks in einer nahe gelegenen Bar ausgewesen und auf dem Rückweg über die breite Hauptstrasse auf zwei vermutungshalber ortansässige Typen auf einem Motorrad gestossen, die ihn agressiv überfallen wollten.

Als er bemerkte, dass sie es auf ihn abgesehen hatten, hatte er zu rennen begonnen, indes ihm der Hintere der Beiden aus voller Fahrt auf den Rücken gesprungen war und ihn umgetakelt hatte. Als er bereits mit blutenden Knien am Boden lag und vor lauter Panik das mitgeführte Iphone von sich warf, damit sie von ihm abliessen, schoss ihm der andere mit einer Pistole durch die Schulter und die beiden Überfäller flohen ohne ihn überhaupt ausgeraubt zu haben.

Video: Drive through Santa Teresa, Costa Rica

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Ein kleines Loch etwa fünf Zentimeter vom Herz entfernt und die dazugehörige Wunde auf der Rückseite seiner Schulter bestätigen die geschilderten Ereignisse und einer meiner Reisegefährten verbringt die Nacht und den darauffolgenden Vormittag als Begleiter und Übersetzer im Krankenhaus und dem Hin- und Rückweg, der der schlechten Anbindung halber mehrere Bus und Bootsfahrten erfordert. Glücklicherweise hat die Kugel jedoch keinen einizen Knochen getroffen und nur einen tiefsitzenden Schock hinterlassen, aufgrund dessen der Kanadier einige Tage später beschließt den Urlaub abzubrechen und heimzufliegen.

Einige Abende später zieht es uns ein weiteres Mal zu einer Strandparty im Nachbarort, die wir bereits einmal besucht hatten und von der wir ein angenehmes Ambiente in Erinnerung hatten. Zu acht kommen wir auf dem Gelände der Clubs an, der dieses Mal weder Eintritt verlangt, noch irgendeine Art von Kontrolle aufweisst und zudem noch äusserst schlecht besucht ist.

So stellen wir acht etwa ein viertel der anwesenden Gäste dar und beginnen trotz dessen, durch Alkohol angeheitert ausgelassen zu tanzen, bis wenige Minuten nach unserer Ankunft der Barbesitzer erscheint, einem meiner Freunde die mitgeführte Tequilaflasche entreisst und hinter der Bar verschwindet. Als dieser ihm folgt um sich darüber zu beschweren und seinen Besitz zurückzufordern, erscheint er äusserst argessiv, ihn mit einem Baseballschläger bewaffnet anschreiend.

Straße durch Dorf in Costa RicaDer besagte Freund bittet ihn, ihm die Flasche auszuhändigen und er leert sie, ihm mit dem Schläger drohend vor seiner Nase auf dem Boden aus und geht wütend rufend, was wir uns denn erlauben würden, ihm sein Geschäft zu versauen auf ihn los.

Den Ernst der Lage begreifend kommen wir hinzu um ihm beizustehend und in dem Versuch den Besitzer des Clubs beruhigen zu wollen, sagen wir ihm, dass wir ihm nicht hätten schaden wollen, er von unserem Freund ablassen solle und wir die Party verlassen.

Dieser jedoch, sich durch offensichtlichen Kokainkonsum in seine Agression hineinsteigernd ruft nach etwa sechs seiner Sicherheitsangestellten, die, alle mit der körperlichen Statur eines Bodybuildern ausgestattet sofort auf uns losgehen und ohne ihnen einen Anlass gegeben zu haben beginnen auf die Jungs unserer Gruppe einzuschlagen.

Auch sie erwecken den Anschein nicht bloss Alkohol konsumiert zu haben und machen nicht einmal davor Halt auch auf mich als Mädchen loszugehen, als ich dazwischen gehe um einen meiner am Boden liegenden Freund vor ihren Tritten zu schützen.

So bekomme ich drei heftige Fausthiebe ins Gesicht ab, während einer unserer Gruppe bereits mit blutender Nase und demoliertem Auge geflohen ist und niemand von uns auch nur die Hand gegen die Angreifer erhoben hat, sondern wir ihnen ganz im Gegenteil, nach hinten ausweichend zurufen, von uns abzulassen, damit wir in ein Taxi steigen und verschwinden können.

Überstürzte Abreise

Als wir nach diesem Erlebniss in unserem Hostel ankommen, unseren Freund verarzten und noch ein wenig zusammensitzen um den Schock zu verarbeiten und uns über das Geschehene auszulassen steht schon längst fest, dass wir Santa Teresa so schnell wie möglich verlassen und auch der Hostelbesitzer, der bei der Party anwesend gewesen war und alles mitbekommen hatte rät uns dazu, da nicht abzusehen wäre, auf welche Idee diese Typen kommen würden, falls sie uns noch einmal in der Umgebung über den Weg laufen sollten. So brechen wir am nächsten Morgen in aller Frühe auf und verlassen diesen Ort mit äusserst aufgewühlten Gemütern.

Billdergallerie Costa Rica

Titelbild: Ermine – Shutterstock.com
Bildquelle: bmonteny@theshipfactory.com – Fotolia.de

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