Der wilde Westen – Reiten im Cowboy-Stil

22. April 2015 um 08:08 Uhr

Wild Westariel-fernandez-autorinNachdem ich vor einigen Jahren vom englischen auf das Western-Reiten umgesattelt habe, legte ich eine Urlaubskasse für einen Traum an: Jeder übrige Euro wanderte in mein USA-Sparschwein und macht es nun möglich, dass ich zu einem Wildnisritt durch Wyoming aufbreche.

Brokeback Mountain für Greenhorns

In Jackson holt mich ein junger Mann samt Jeep vom Airport ab. Die kleine Stadt ist das Eingangstor zum Grand-Teton-Nationalpark und liegt zu Füßen der Rocky Mountains. Ich drücke mir an der Autofensterscheibe die Nase platt und entdecke schneebedeckte Berggipfel und steile Felswände. Nach einer halben Stunde Fahrt kommen wir auf einer Range an, die meine klischeehaftesten Vorstellungen vom Cowboy-Dasein einlöst:

Sandiger Boden, wiehernde Pferde und Menschen, die Hüte und Lassos tragen. Breitbeinig und lässig an einem Grashalm kauend, erläutert Reiseleiter Dave was uns in den nächsten beiden Wochen erwarten soll. „Ihr geht hoch in die Berge und lebt so wie es echte Cowboys tun!“ Er lächelt verschmitzt und fügt hinzu: „Nur euer Gepäck nehmen wir euch ab!“ Freie Hände also garantiert, die ich sicherlich für die Digitalkamera brauchen werde.

Über schmale Pfade und abseits der Zivilisation

Die Sonne ist noch nicht ganz aufgegangen als wir am nächsten Morgen aufbrechen. Mein Pferd scheint die Strecke im Schlaf zu kennen und braucht mich wenig, um auf dem kleinen Wanderweg im Tritt zu bleiben. Ich genieße gerade noch die Mystik der dichten Bergwälder als jene sich plötzlich lichten und die Jackson Hole freigeben. Diese saftig grüne Hochebene beheimatet den Oberlauf des berühmten Snake Rivers und wird von zahllosen Seen durchzogen.

Ein Frühstück am Ufer, Mittagspause auf einem kleinen Pass und den ganzen Tag über niemand sonst als unsere kleine Gruppe. Ich fühle mich tatsächlich wie ein Entdecker und mir fallen Geschichten von „Billy the Kid“ oder „Buffalo Bill“ ein. Wird man nostalgisch-verklärt und kitschig bei einem Wildnisritt? Ja, wahrscheinlich. Inmitten dieser fantastischen Bergkulisse ist es vermutlich sogar unvermeidlich. Die gelbe Mondsichel steht hoch über der Teton Range, die von einem schwarzblauen, samtigen Nachthimmel umgeben wird und ich krieche zufrieden und überwältigt in meinen Schlafsack.

Video: Red and White – Die Geschichte des Wilden Westens

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Steaks, Schweiß und Schwimmübungen

Obwohl das Thermometer tagsüber locker die 30-Grad-Marke knackt, sind die Nächte in den Rocky Mountains auch im Hochsommer frisch. Als wir einen gut 2000 Meter hohen Bergrücken überquereAZ, USAn, sehen wir eine endlose, flach abfallende Ebene samt Gebirgssee vor uns. Cowboy-Guide Dave gibt das Zeichen zum Vollgas geben und wird rauschen im wilden Galopp hinunter ans Ufer.

Freisein und einmal über Kilometer hinweg in vollem Ritt zu verweilen – das macht auch den Pferden Spaß! Verschwitzt ob der Hitze und Anstrengungen kommen sämtliche menschliche und tierische Gruppenmitglieder am Jenny Lake an. Wir satteln die Pferde ab, entledigen uns unserer verstaubten Klamotten und springen in das kristallklare Gewässer. Ross und Reiter tollen noch wie kleine Kinder im Wasser umher, während vom Lagefeuer bereits ein speichelflussfördernder Duft herüberwabert – Dave hat T-Bone-Steaks auf den Grill geworfen und trägt kulinarisch gesehen dazu bei, dass dieser Abend am Jenny Lake zu den schönsten meines Lebens gehört.

Sich einen Sonnenuntergang suchen und hineinreiten

Die Menschen Wyomings kokettieren mit der Wild-West-Romantik und wissen genau, dass sie damit einen schmalen Grad zwischen Kitsch und Realität beschreiten. Die raue, unbändige Natur und das Freiheitsgefühl haben sich seit dem 19. Jahrhundert nicht verändert und daher erscheint es mir legitim, dem Cowboy-Traum weiter zu erliegen!

Hier weiterlesen: USA: Eine Urlaubsreise ohne besondere Planung

Titelbild: ©iStock.com/KWphotog
Textbild: ©iStock.com/f11photo

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